Unverhofft kommt oft

„Fertig?“ fragte Myolandra. „Fertig“, erwiderte Jinnarien. „Und … los!“, schrie Myolandra. Die zwei Magier schossen hinter dem schützenden Felsen hoch. Jinnarien schleuderte einen Feuerball, während Myolandra einen Wächter heraufbeschwor. Auf der Hügelkuppe gegenüber ertönte ein schriller Schrei und etwas surrte an Jinnarien vorbei. Myolandra rannte zum Rand der Klippe, murmelte die Formel für einen Feuerball und blickte über den Vorsprung – genau in das hässliche Gesicht eines Trolls, welcher kaum einen Meter unter ihm am Felsen hing.
Der Feind heulte getroffen auf und hob seinen pelzigen Arm, als der Magier hastig seinen Feuerball auf ihn herab sausen ließ. Noch im Schreien stürzte der Troll in den dunklen Abgrund. Weitere Trolle kletterten über den Rand des Felsvorsprungs.
„Achtung, Myolandra!“, schrie Jinnarien ihm warnend zu. Der Magier sprang hierauf gerade noch rechtzeitig zurück, als ein Felsbrocken an der Stelle niederging, wo er soeben noch stand. Im selben Augenblick stürzte sich Jinnarien auf eine der beiden Trolle, während der andere kurz darauf aufschrie und rücklings zu Tode stürzte, getroffen von einem schnellen Feuerball aus Myolandras Stab. Jinnarien rammte dem anderen Troll ihren Stab gegen die breite Brust. Der Troll stolperte dadurch direkt auf den Abgrund zu und versuchte die Balance zu halten, blitzschnell schlug die Magierin erneut zu und er stürzte mit furchterregendem Gekreische ab. Der Schrei endete abrupt, als er gegen den Felsen prallte und danach weiter nach unten fiel.
Mit dem Magierstab kampfbereit in der Hand lief Jinnarien am Rand des Plateaus entlang, während immer mehr Trolle die Klippe erklommen. 'Früher oder später wird uns ein Troll erwischen, Jinnarien oder mich, aber bis dahin ….'
Myolandra feuerte seine Geschosse unablässig auf die zahlreichen Trolle. Die meisten trafen, einige verfehlten allerdings ihre Ziele. Die Feinde jedoch setzten den Angriff unermüdlich fort. Myolandra warf einen Blick auf den gegenüberliegenden Hügel, denn seit einiger Zeit kamen keine Felsbrocken mehr in ihre Richtung geflogen. „Ihnen ist wahrscheinlich die Munition ausgegangen, glaube ich!“ rief Myolandra skeptisch. Doch dann sah er im Licht des abnehmenden Mondes … „Bei Gott, Jinnarien, da kommen noch mehr!“
Den Hügel hinab und durch die Senke auf sie zu rannten drei Gestalten. Myolandra konnte ihre Schatten nur undeutlich erkennen. Jinnarien hatte jedoch keine Zeit hinzusehen, denn die Trolle kletterten unverdrossen weiter auf sie zu. Plötzlich flogen von den Schatten unten ins Licht hinauf Pfeile und bohrten sich tief in die Rücken der Trolle. Der Angriff war unvermittelt vorbei. Keine der Kreaturen lebte mehr. Jinnarien ließ sich erschöpft auf den schneebedeckten Boden fallen und keuchte angestrengt.
„Lebt da oben noch jemand?“, rief fragend eine weibliche Stimme zu ihnen hinauf. „Zwei Magier!“ erwiderte Myolandra überrascht, trat jedoch vom Rand zurück, weil er denen da unten kein Ziel bieten wollte. „Wer seid ihr, die Ihr uns gerettet habt?“ „Zwei Magier? Bei Gott! Ich bin die Gildenlose Marthemarie und meine Begleiter sind der tapfere Obara und die furchtlose Tempelritterin Deuil.
„Marthemarie!“m Jinnarien trat an den Rand des Vorsprungs. „Wie kann das sein? Du bist beim Fall von ...“ brach sie ab. Doch es war tatsächlich so, unten im silbrigen Mondlicht stand sie, Marthemarie! Sie ließ ihren Bogen sinken und entspannte die Sehne.
Welch unerwartetes Wiedersehen!

 

Veröffentlicht von Myolandra 01.09.2012