Die Legende von Khalys Elysium

„Oh, die Schlacht der Tempelritter um Khalys!“, rief Jinnarien und schaute von dem kleinen in Leder gebundenen Buch auf. „Das klingt wirklich bedrohlich. Was ist das?“
Myolandra hielt inne und warf der rothaarigen Zirkelmagierin lächelnd einen Blick zu. „Lies weiter
Jinnarien!“, sagte er, drehte sich um und widmete sich wieder dem Studium seinen Schriftrollen.
Jinnariens Augen flogen über die Seiten, während sie mit einer Hand über die Picknickdecke nach ihrem Becher tastete, ohne einen Blick von den Buchstaben zu nehmen. Sie trank einen Schluck Tee und biss von dem Brot ab. Doch ob sie schmeckte, was sie da aß, war fraglich, so gefesselt schien sie von dem Buch.
Die Sonne warf ihre Strahlen durch das Blätterdach, während der Mittag vorüber ging. Schließlich klappte Jinnarien das Reisetagebuch zu und schaute ihren Mann Myolandra an, der immer noch mit seinen Schriftrollen beschäftigt war. „Ach Myolandra, bei diesen alten Worten beschleicht mich das Gefühl drohenden Unheils.“ Myolandra blickte auf, schaute von dem Tagebuch zu der Magierin und wieder auf das Buch.
„Du siehst so grimmig drein, Jinnarien. Ich glaube, du wirst mit gleich etwas sagen, das ich lieber nicht hören möchte.“ Jinnarien holte tief Luft. Ihre Stimme bebte vor Aufregung.“Myolandra, wie du weißt, sind wir jetzt Tempelritter und haben geschworen jedes Unheil zu bekämpfen.“ „Ja schon, aber worauf willst du hinaus?“, fragte Myolandra.
Jinnarien nahm das Tagebuch. „Myolandra, dieses Buch erzählt die jahrhundertelange Jagd auf Khalys durch die Gefährten der Tempelritter. Hier an dieser Stelle steht sogar, dass sie Khalys dreimal gestellt haben. Erst beim letzten Mal haben sie diese zu Fall gebracht! Viele tapfere Streiter haben sie dabei verloren.“ „Weiß ich“ erwiderte Myolandra. „Aber das sind uralte Legenden, eine uralte Geschichte, jetzt haben wir …. HEUTE!“ „Uralt, Myolandra, ja das stimmt schon. Aber etwas aus dieser Vergangenheit, aus dieser Zeit vor hunderten von Jahren ragt unheilvoll bis ins Jetzt hinein, oder vielmehr in die Zukunft. Wie es scheint, ist das eine Prophezeiung des Untergangs.“
Myolandra riss bei ihren Worten erstaunt die Augen auf. Doch bevor er etwas erwidern konnte, sprach Jinnarien weiter. „Dieses Tagebuch erwähnt eine Prophezeiung, die sich bald erfüllen wird, eine, die auf irgendeine Weise etwas mit Duria und den Tempelrittern zu tun hat. Es geht um Khalys, die ihre Hand nach Duria ausstreckt! Aber wie jemand aus der Vergangenheit seine Klauen nach der Gegenwart ausstrecken kann, das geht über meinem Verstand.“
„Du willst doch damit nicht etwa andeuten, dass Khalys wieder unter den Lebenden weilt? Ich habe höchstpersönlich von dem weisen Magier DinkyWinky erfahren, dass er es war, der mit seinem mächtigen Feuerball Khalys das Leben aushauchte. Aber wenn es dich beruhigt, werden wir morgen aufbrechen zu Khalys Elysium, um dort einmal nach dem Rechten zu schauen.“ sagte Myolandra.
Er wendete sich wieder seinen Schriftrollen zu und dachte sich: 'Wenns meine Frau glücklich macht, dann schauen wir uns eben in diesen modrigen, runtergekommenen Höhlen um. Vielleicht gibt sie Ruhe, wenn sie sieht, dass das alles nur ein Hirngespinst ist.'
Am nächsten Morgen brachen die beiden auf, Myolandra gut gelaunt und Jinnarien voller böser Vorahnungen ...

 

Veröffentlicht von Myolandra 10.08.2012